Bauphysik und Schimmel bei der Einblasdämmung

1. Manche Hauseigentümer haben Angst vor Schimmelbildung nach einer Einblasdämmung

Immer wieder werden wir bei einer Objektbesichtigung von Hauseigentümern zum Thema Schimmel ansgesprochen. „Bislang hatten wir keine Probleme, das soll aber so bleiben.“ Schimmel ist ein unangenehmes Thema, durch Schimmel wird die Atemluft beeinträchtigt und es kann sogar zu gesundheitlichen Problemen führen. Menschen mit Atemwegsproblemen wie chronischer Bronchitis und Asthma sind besonders gefährdet.

Schimmel benötigt für das Entstehen und Wachsen Wasser. Wenn Feuchtigkeit aus dem Raum an Bauteilen kondensiert, dann enstehen nasse Stellen. Auf Dauer sind diese nassen Stellen die Brutstätten für Schimmelbildung. Der Prozess mit dem Wasser ist reine Physik. Wasserdampf aus dem Raum kondensiert an kalten Oberflächen. Früher kannten das die Hausbewohner diesen Effekt von ungedämmten einfach verglasten Scheiben. Das Wasserdampf aus dem Raum wurde in der kalten Jahreszeit auf den dünnen Fenstergläsern zu Wasser und ronn über den Fensterrahmen bis auf die Fensterbänke. Es wurde regelmäßig das Wasser mit einem Lappen entfernt. Mittlerweile hat sich bei den Fenstern viel getan. Doppelt- und dreifachverglaste Fenster mit immer höheren Dämmwerten sind mittlerweile verbaut worden. Das sorgte für eine Umkehr bei den Bauelementen, nun ist in den meisten Fällen das Fenster wärmer als die Außenwand! Und wo geht der Wasserdampf jetzt hin? Richtig, er zieht sich zu der kälteren Außenwand, bzw. an die dort kältesten Stellen. Wenn es im Winter daußen kalt und unangenehm ist, dann kühlen die ungedämmten Außenwände aus. Aber am stärksten kühlen die Gebäudeecken aus, denn der Wind zieht am stärksten an den Gebäudeecken! Misst man nun die Oberflächentemperatur im Gebäude, dann wird das schnell bestätigt. Genau aus diesem Grund tritt der Schimmel in den meisten Fällen an den Ecken auf! Hier sind die niedrigsten Temperaturen und das größte Kondensatrisiko.

Bausachverständige und Schimmelsanierer arbeiten genau aus diesem Grund mit uns immer wieder zusammen. Durch eine Einblasdämmung wird die Innenwandflächentemperatur klar erhöht. Die besonders anfälligen Gebäudeecken werden mitgedämmt und weisen im Anschluss eine deutlich höhere Oberflächentemperatur auf.

Bevor wir das Gebäude im Einblasdämmverfahren isolieren, wird von uns eine Endoskopie durchgeführt. Anhand dieser Untersuchung wird gewährleistet, dass kritische Bereiche, wie die Gebäudeecken, ebenfalls über ein Hohlmauerwerk verfügen und verfüllt werden können. Sollte sich bei der Untersuchung herausstellen, daß diese Bereiche mit Bauschutt belastet sind, so muß dieser vorher ausgebaut werden.

2 Wie verändert die Einblasdämmung das Raumklima und mein Heizverhalten?

Im Artikel oben haben wir bereits beschrieben, wie sich die Bauphysik durch neue Fenster und ungedämmte Wände nachteilig verändert. Durch die Einblasdämmung im Mauerwerk erreicht das Gebäude eine gewisse Homogenität aus der Dämmsicht. Gedämmte Fenster und Wände haben höhere Oberflächentemperaturen, das Schimmelrisiko wird nicht von einem Bauteil auf ein anderes verschoben. Und was hat das mit dem Raumklima und Heizverhalten zu tun? Ganz einfach, ungedämmte Wände strahlen unangenehme Kälte in den Raum ab. Wir sprechen hier auch von „Strahlkälte“. Aus diesem Grund stellt man auch kein Sofa bei einem ungedämmten Haus an die Außenwand, man merkt im Winter sofort eine Unbehaglichkeit. Um dieser Unbehaglichkeit entgegenzuwirken, drehen die Bewohner unwillkürlich die Heizkörper hoch. Diese folgende Formel erklärt warum:

Raumlufttemperatur + Oberflächentemperatur der Außenwand : 2 = empfundene Temperatur

Beispiel ungedämmte Wände:
Raumlufttemperatur 22 Grad + Oberflächentemperatur Außenwand 16 Grad : 2 = empfundene Temperatur 19 Grad

Alternative gedämmte Wände per Einblasdämmung:
Raumlufttemperatur 20 Grad + Oberflächentemperatur Außenwand 18
Grad : 2 = empfundene Temperatur 19 Grad

Durch die Dämmung der Außenwände per Einblasdämmung muß aufgrund er erhöhten Temperatur der Außenwände die Raumlufttemperatur nicht mehr so unnatürlich hoch sein. Bei der Heizleistung spart der Bewohner somit den Heizaufwand für 2 weitere Grad ein. Ein weiterer zusätzlicher Effekt ist, daß die Raumtemperatur nicht mehr so unnatürlich trocken ist. Je höher die Raumlufttemperatur, desto niedriger die Raumfeuchte. Die Atemwege werden durch diesen Effekt auch geschont und Sie als Bewohner genießen eine angenehmere Wärme in Ihren 4 Wänden.

3 Schimmel in den oberen Ecken der obersten Wohnung

Die Ursachen für Schimmelbildung haben wir bereits umfangreich erörtert. Wenn nun Schimmel oder Stockflecken bei der oberen Wohnung auftreten, hat das logischerweise mit zu niedrigen Oberflächentemperaturen zu tun. Kalte Bauelemente finden wir nicht nur bei den Außenwänden in Form von Hohlmauerwerk oder massivem Mauerwerk, sondern auch beim ungedämmten Drempel oder der ungedämmten obersten Geschossdecke. Besonders bei Betondecken ist dieser Effekt gravierend. Beton hat eine sehr hohe Dichte, Kälte von außen wird vom Beton wie ein „Magnet“ in das Bauteil und zu den Wohnbereichen gezogen. Und da haben wir dann wieder die niedrigen Oberflächentemperaturen im Wohnbereich, welche die Schimmelbildung begünstigen. Die Lösung? Dämmen der Drempel und Betondecken im Aufblasdämmverfahren. Betondecken können auch mit einer aufgeständerten Dämmvariante isoliert werden. Auf jeden Fall muß die Oberflächentemperatur durch eine Dämmung angehoben werden.

4 Welcher Einblasdämmstoff sollte gewählt werden?

Bei der Einblasdämmung favorisieren wir hoch diffusionsoffene Einblasdämmstoffe. Aufgrund der unterschiedlichen Materialien gibt es Unterschiede bei der Diffusionsfähigkeit des Dämmstoffs. Mineralische Einblasdämmstoffe, wie z.B. Glaswolle, Steinwolle und Perlite verfügen über höchste Diffusionswerte. Durch den Einbau solcher Materialien verdichten Bauteile nicht weiter, sondern diese behalten ihre hohere Diffusionsfähigkeit. Ein diffusionsoffeneres Bauelement trocknet ungehinderter von innen nach außen, so daß Feuchteeinlagerungen klar vermieden werden. Mineralwolle als Einblasdämmstoff hat z.B. eine etwa 5 mal höhere Diffusionsfähigkeit als EPS Kugeln. Bei dem EPS Material findet die Diffusion vorwiegend zwischen den einzelnen Kügelchen statt der Diffusionswert ist immer noch gut, aber bei der Mineralwolle halt etwa 5 mal höher!
Kritisch sehen wir die Verfüllung von Hohlräumen mit Isolierschaum. Das mehrkomponentige Material ist in der Hohlwand wie eine Platte. Den genauen Diffusionswert können wir hier nicht benennen, dieser ist im Einzelfall auch vom jeweiligen Hersteller abhängig. Logischerweise kann aber eine durchgängige Schaumplatte nicht so gut diffundieren wie z.B. ein Flockendämmstoff!

5. In meinem zweischaligen Mauerwerk ist doch Luft, dämmt die nicht auch?

Viele ältere Maurer sind der festen Überzeugung, daß ein Hohlmauerwerk bereits optimal gedämmt ist. In der Hohlschicht befindet sich genügend Luftraum und bekanntlicherweise ist Luft die beste Isolation. Maurer sind sehr praktisch veranlagte Handwerker und keine Theoretiker. Bei der Aussage ist das alles aber sehr theoretisch! Übrigens, wenn die Luft so gut dämmt, warum sind dann die Innenraumseiten der Außenwände kälter als die anderen Innenwände?

Unter Laborbedingungen isoliert eine ruhende Luftschicht wirklich mit am besten. Aber was sind das denn für Bedingungen? Die Luftschicht steht und bewegt sich nicht! Vergessen Sie das ganz schnell bei Ihrem Haus! Wenn Sie die Hohlwand einmal ein Stück öffnen, dann stellen Sie schnell fest, daß es in der Wand mächtig zieht. Bei Altbauten zieht es oft auch aus den Steckdosen. Wie kommt das? Das sind thermische Bewegungen. Die Sonne scheint beispielsweise auf eine Fassadenseite. An der Stelle erwärmt sich die Außenwand und auch die Luft in der Hohlschicht. Nun rotiert die warme Luft durch die Hohlschicht und verwirbelt sich permanent mit der kalten Luft. Wir kennen die Luftstromdarstellungen von der Verteilung der warmen Raumluft durch Heizkörper. Die sich stetig bewegende Luft in der Hohlwand kann die gewünschte Dämmfunktion nur ungenügend erfüllen.

Die Luft muß halt stehen! Wie geht das? Mit einer Einblasdämmung! Einblasdämmstoffe sind wie auch alle anderen Dämmstoffe sehr leicht. Der Grund liegt darin, daß in dem Einblasdämmstoffen Luft eingeschlossen ist. Die Hohlschicht wird mit Dämmstoffen aufgefüllt, welche Luft eingeschlossen halten. So kann die Luft sich nicht mehr bewegen und wir haben auf diesem Wege eine „Art ruhende Luftschicht“ eingebaut. Der Hauseigentümer bemerkt den Effekt oft schon bei der Verfüllung per Einblasdämmung, die Raumtemperatur steigt an, da die Außenwandtemperatur an der Innenwand anfängt zu steigen. Das ist der gewünschte Dämmeffekt.

6. Was sollte ich bei der Raumgestaltung bedenken, um Schimmel zu vermeiden?

Zusätzlich zu den gedämmten Außenbauteilen, wie Außenwände, Fenster, Drempel und Betondecken können auch die verwendeten Materialien bei der Innenraumgestaltung wichtig sein. Das Thema Diffusionsfähigkeit wurde bereits genannt. Bei den Innenraummaterialien werden leider immer wieder sehr dichte Materialien verwendet. Der Boden wird mit dichtem Laminat verlegt, die Tapeten bestehen aus einer dichten Schaum- oder Kunststofftapete oder einer „schimmelfreundlichen“ Rauhfasertapete mit organischem Holzanteil. Bei dichten Baustoffen kann eine höhere Raumluftfeuchtigkeit nicht durch Wände, Fußboden, etc. gepuffert werden. Die Raumluft wird schnell unangenehm und wirkt verbraucht. Es ist notwendig öfters das „Stoßlüften“ durchzuführen. Verwenden Sie bei der Wandgestaltung natürliche diffusionsoffene Farben wie Kalkfarben, Lehmfarben, etc. Das klingt erstmal altmodisch, aber auch hier hat sich viel getan. Am besten informieren Sie sich einmal zu diesen Themen. Die Bodenbelege sollten auch diffusionsoffen sein. Ein Baumwollteppich statt einer Polyestermischung oder ein Holzpakettboden statt Laminat sollten die Wahl sein. Diese Werkstoffe können Raumfeuchte zusätzlich aufnehmen und abgeben. Ein gewünschter „Puffereffekt“ wird erreicht, der dem Raumklima zuträglicher ist und Sie bei der Vermeidung von Schimmelrisiken unterstützt.